Klein aber fein war die Delegation, mit der der Stadtjugendring Heidelberg nach der schmerzlichen Coronapause den Jugendaustausch mit Heidelbergs israelischer Partnerstadt Rehovot wieder aufgenommen hat. Dort erwarteten die zwölf Heidelberger Jugendlichen und deren Begleiter ein faszinierendes Programm. Am ersten Tag besuchte man Tel Aviv und Jaffa, wo es eine Zufallsbegegnung mit dem dort wohnenden Uri Geller gab; dessen aktuell gebogener Löffel gab’s als Geschenk, dazu noch für die Jugendlichen die Lebensregel „Was man sich vorgenommen hat, kann man mit starkem Willen auch erreichen“.

Der folgende Shabbat wurde in den Gastfamilien verbracht; da war zumeist die Großfamilie versammelt. In einigen Familien hielt man sich an die althergebrachten jüdischen Zeremonien – besonders eindrucksvoll für die Gäste. Überhaupt war für die Jugendlichen das Familienerlebnis ein prägender Anteil des Austausches. Durchweg alle waren beeindruckt von der Gastlichkeit und dem Anschluss, den sie erfuhren.

Das weitere Programm führte in den Norden Israels mit den Golanhöhen, einigen urchristlichen Stätten am See Genezareth, in dem zum Abschluss des Tages ein erfrischendes Bad genommen wurde.

Ein ganzer Tag war Rehovot selbst gewidmet: Der begann mit einem der schwersten Programmpunkte. Amcha – das heißt übersetzt: dein Volk – war der Erkennungscode von Holokaust-Überlebenden und so heißt auch die Einrichtung, die sich um diese Menschen kümmert und bei der Linderung der vielen Traumata Unterstützung leistet. Drei von schwerem Schicksal betroffene Menschen erzählten von ihrer schlimmen Jugend in der Nazi-Zeit. Sarah Weinstein konnte noch vor 60 Jahren die Worte „Mutter“ und „Vater“ nicht aussprechen. Beide hatte sie als junges Mädchen verloren. Nach dem Kriegsende musste sie sich teilweise allein durchschlagen. Monatelang war sie in Grabmalen eines Friedhofs versteckt. Dennoch, so sagte diese Frau, stehe sie jetzt jeden Morgen glücklich auf und freue sich, dass sie lebt. Aliza Shor wollte zunächst nicht öffentlich über ihren Leidensweg sprechen, war aber dann von der Anteilnahme so beeindruckt, dass sie ihr tragisches Schicksal dann doch schilderte. Und auch sie tröstete ihre erschütterten Zuhörer mit der Botschaft, dass sie gelernt habe, glücklich zu sein. Als die etwa 50 alten Leute, die 12 Heidelberger und die 12 Rehovoter Jugendlichen zum Abschluss der Begegnung gemeinsam das Lied „Hallelujah“ gesungen hatten, verabschiedete man sich aus einer denkwürdigen Veranstaltung.

Weiter ging es nun ins Weizmann-Haus, wo die Jugendlichen auf eine digitale Schnitzeljagd geschickt wurden, die sie mit erfolgreicher Konzentration absolvierten. Anschließend wurde das international berühmte Institut vorgestellt, bevor es im Ayaloninstitut um die jüngere israelische Geschichte ging. Dort hatte die Untergrundarmee Hagana im Unabhängigkeitskampf gegen die Engländer eine geheime als Bäckerei und Wäscherei getarnte Munitionsfabrik eingerichtet. Der Tag fand seinen Abschluss beim Empfang durch Oberbürgermeister Mallul, der mit gewohnt launigen Worten die Heidelberger Gäste herzlich begrüßte.

Auch der Jerusalembesuch stand im Zeichen der unseligen deutsch-jüdischen Vergangenheit. Denn vor der Besichtigung der historischen Altstadt mit den Höhepunkten Grabeskirche und Klagemauer besuchte die Gruppe die Gedenkstätte Yad Vashem, wo ein Kranz niedergelegt wurde.

Als besonderen Höhepunkt empfanden die Jugendlichen den Ausflug in die Wüste Negev; da wurde in einem Beduinen-Großzelt übernachtet, am nächsten frühen Morgen das jüdische Nationalheiligtum Masada bestiegen und schließlich das obligatorische Bad im Toten Meer genommen. Beim Abschied aus Rehovot zeigte sich, dass beide Gruppen erstaunlich eng zusammengewachsen waren und alle sich schon auf die Rückbegegnung im kommenden Jahr freuen.

 

Text: Otto Knüpfer