2013_MontpellierBeim Jugendaustausch Heidelberg-Montpellier gibt es viel zu Erleben. Gruppenleiter und Teilnehmer berichten aus ihrer Sicht.

Treff 6.45 Uhr am Neuen Meßplatz, Abfahrt 7.00 Uhr. Doch wer hätte das gedacht, die Abreise verspätet sich. Ein Ausweis fehlt noch und muss aus Ziegelhausen herbeigeschafft werden. Das fängt ja gut an! Das Gepäck wird verstaut und die Sitzplätze werden belegt. Die Rugbyabteilung der Jugend des Sportclub Neuenheim 02 sitzt ganz hinten. Erinnerungen an die Lausbubenfilme werden wach: „ Die Lümmel aus der letzten Bank“ Hoffentlich kein schlechtes Omen. Dann endlich Abreise nach Montpellier. Keinem tut`s leid, keiner hat Heimweh. Das ist nicht verwunderlich bei unserem Sch…ßwetter. Auf uns warten Temperaturen im 2 -stelligen Bereich. Außerdem  Sonne – unbezahlbar, da will jeder hin. Was für ein Glück, dass wir im Rahmen der Jumelage Heidelberg Montpellier eingeladen sind, unsere Freunde in Jacou zu besuchen. Man hört Gemurmel der anderen Kinder und Jugendlichen, Die Rugbyler singen. Lautstark werden Parolen des deutschen Rugbysports geschmettert was Verwunderung und Ratlosigkeit bei den „Anderen“ hervorruft. Textpassagen der Rugbyfahrt zur Deutschen Meisterschaft U 14  in Berlin werden immer wieder von Tom, einem kräftigen, sympathischen erste Reihe Stürmer rezitiert, Rufe wie : Mei Hoor, mei Hoor“  und „die hann mir uffem Turm den Strom abgezappt“ , tragen nicht gerade zur Klärung bei. Die ersten Portionen des Reiseproviants müssen ausgepackt und verköstigt werden, Gummibärchen werden  gegen Chips, Mutters Stullen gegen Plätzchen getauscht, so findet so mancher Krümel durch das Gesetz der Schwerkraft den Weg zum Boden unter den Sitzen, ein physikalisches Gesetz, das Abends bei der Ankunft noch für Ärger sorgen wird. Nach zwei Stunden erste Rast, Füße vertreten, Kaffee trinken. Die Rugbybälle fliegen durch die Luft, ein Bild, das uns die ganze Reise über bei jeder Pause begleitet. Die Filme „Der Zoowärter“, „ Der gestiefelte Kater“ und „ Die nackte Kanone“ verkürzen die Fahrzeiten Als wir das Rhonetal entlangfahren, begleiten uns Regenschauer und dunkle Wolken. Ob das noch was wird? Ab Nimes dann Sonne, mit Wolken zwar, aber immerhin. Um 20.00 Uhr endlich hat uns unser Superfahrer sicher beim Maison du Lez abgeliefert. Nach einem kleinen Umtrunk werden die Kinder ihren Gastfamilien vorgestellt und treten die letzte Fahrt des Tages zu den Quartieren an. Die Betreuer nehmen dankbar  die Einladung zu einem Umtrunk bei ihren Gastgebern an und freuen sich auf einen ruhigen Abend.

Für den SC Neuenheim

26. Mai

Der Sonntag unseres Austausches war für die Familien vorgesehen, wobei einige Vereine z.B. die Bogenschützen und die Fahrradfahrer ein Programm entworfen hatten (Fahrradfahren, Bogenschießen, Grillen, etc) Wir als freie Gruppe durften unser individuelles Programm gestalten.  Da es mit 20 Grad und Sonne ein schöner Tag war, beschloss unsere Gastfamilie einen Ausflug zum Strand zu machen. Der Strand lag etwas außerhalb, aber nach einer 30minütigen Fahrt konnten wir uns im Meer abkühlen und ein Sonnenbad nehmen. Anschließend machten wir noch einen 2stündigen Strandspaziergang und fuhren nach Hause.

Charlotte Ebert (freie Gruppe)

 

28. Mai

Am 28. Mai trafen wir uns um 8.30 Uhr am Schloss Grammot. Wir fuhren mit den Bussen nach Palavas an den Strand. Anschließend gingen wir auf dem Wasserturm und besuchten ein paar Souvenirläden. Danach badeten zwei von uns im Meer. Gegen Mittag fuhren wir mit den Bussen zurück auf das Vereinsgelände des Rugbyclubs und aßen dort zu Mittag. Danach fuhren wir ins Haribo Museum nach Uzes und lernten genaueres über die Firma kennen und kauften Süßigkeiten im Laden. Um 19 Uhr endete der Tagesausflug

Jan Graiff (BSC Heidelberg)

Montpellier 2013- Reisebericht eines Betreuers von Klaus Bucher

Freitag, 24. Mai, 7.00 Uhr Heidelberg, Parkplatz am Messplatz. Bei gefühlten drei Grad Celsius friere ich mir die Beine in den Bauch, weil noch ein Jugendlicher einer anderen Gruppe sowie ein Ausweis fehlt und wir deshalb noch nicht abfahren können. Ich denke voller Erwartung an Montpellier. Hoffentlich dauert die Busfahrt nicht so lange und hoffentlich haben wir dort wärmeres Wetter. Ein bißchen mehr aufgeregt als sonst bin ich auch, denn wir haben mit dem ASPTT Montpellier einen neuen Partnerverein. Doch die ersten zarten Kontakte waren bereits im November geknüpft. Ich habe ein ganz gutes Gefühl und dieses Mal, quasi als Testlauf auch nur vier Jugendliche sowie Till als weiteren Betreuer dabei. Die Busfahrt verläuft trotz Anfangsschwierigkeiten dann doch recht zügig und überraschenderweise auch relativ ruhig. Um 19.30 Uhr erreichen wir Montpellier und werden im “Maison de Lez” empfangen. Es geht ziemlich hektisch zu und eng ist es dort auch. Ich bin froh, relativ schnell unsere Kinder an die offensichtlich sehr sympathischen Gastfamilien übergeben zu können. Mein französischer Partner Michael Vrignon fährt sodann Till und mich nach Prades le Lez, seinem Wohnort. Prade le Lez ist ein sehr beschauliches Örtchen ca. 12 Kilometer nördlich von Montpellier, wo in der Nähe auch die Quelle des Flusses Lez entspringt. Im historischen Zentrum hat Michael ein modern saniertes Haus mit Gewölben. Allerdings ist es dort auch ziemlich eng, so dass Till und ich bei seiner ‘”Belle Mère” – so heißt in Frankreich die Schwiegermutter – in geräumigen Zimmern untergebracht sind. Die Belle Mère Nadine wohnt nur 5 Minuten Fußweg entfernt. Bald sitzen wir alle gemeinsam beim Abendessen, also Michael, seine Frau Stephanie, die Kinder Nicholas und Jerome, Till und ich und natürlich die Belle Mère. Während des üblichen Aperitivs übergeben wir bei Pastis und Erdnüssen unsere Gastgeschenke. Dann gibt es Salat, Raclette, Weißwein, Käse, Obstsalat, Kaffee – also das volle Programm, so kennen wir das von unseren früheren Besuchen. Kurz vor Mitternacht falle ich todmüde und mit vollem Bauch ins Bett. Fast drei Stunden am Stück essen, trinken, die Konversation auf deutsch-französisch am Laufen halten, das strengt an, zumal mein französisch nicht so besonders ist. Aber mit Hilfe des Wörterbuches und etwas Zeichensprache bekomme ich es ganz gut in den Griff. Im wohligen Bett bin ich einigermaßen stolz auf mich und schlafe sofort ein.

 

Am nächsten Morgen sitzen wir um 8.30 Uhr am Frühstückstisch bei Nadine. Die Belle Mère hat mit Wurst, Käse, Marmelade etc. und frischem Baguette groß aufgetischt. Wir trinken den Kaffee aus Müslischalen und können eigentlich gar nicht so viel essen. In Frankreich herrscht wohl die allgemeine Meinung, dass alle Deutschen jeden Tag wie ein König frühstücken. Die uns angebotenen Eier lehnen wir dankend ab mit dem Hinweis, dass wir uns auch gerne den französischen Gegebenheiten anpassen. Michael muss heute arbeiten, denn er hat im April eine eigene Autowerkstatt übernommen. Daher fährt uns die Belle Mère in die Stadt zur Gruppenleitersitzung im Hause “Martin Luther King”. Dort wird wieder mal viel geredet, hauptsächlich ausgehend von den Franzosen, und um unser Lieblingsthema “Barcelona” kommen wir leider auch nicht herum. Geschenke werden überreicht und Maria Hamann wird für ihr langjähriges Engagement bei der Töpfergruppe geehrt. Als es um potentiell neue Vereine geht, bringt unser “Präsident” Steffen Wörner die Sportart Prellball ins Spiel und sorgt dabei bei den Franzosen für heillose Verwirrung. Wie fast immer zieht sich auch diese Sitzung ziemlich in die Länge. Ich beneide meinen Partner Loic Manach, Jugendleiter des ASPTT, der sich zumindest zeitweise mit seinem Smartphone etwas von der zähen Thematik ablenken kann. Nach gut zwei Stunden ist es endlich geschaftt und das uns nun angebotene Fingerfoodbuffet mit deliziösen Kostbarkeiten entschädigt uns für den harten Vormittag. Als nächster Programmpunkt steht um 14.00 Uhr die Besichtigung des neuen Rathauses auf dem Programm. Till und ich nutzen die verbleibende Zeit mit einem Spaziergang durch die Altstadt über die “Comédie” durch das “Antigone” zum “Hotel de Ville” – welches kein Hotel ist, sondern der französische Name für Rathaus. So wie es von außen aussieht, scheint es aber ein “Hotel” mit 5 Sternen zu sein. Auch drinnen wurde viel geklotzt. Ein berühmter französischer Architekt wurde mit dem Prunkbau beauftragt, der eine Zusammenführung zweier Triumphbögen darstellen soll, mit Anschluss an einen etwaigen künftigen Hafen und wunderbarem Ausblick. Bei Letzterem befinde ich mich schon auf dem Rathausbalkon, von welchem ein paar Tage später das erste schwule Ehepaar Frankreichs winken sollte. Auf diesen gelangt man durch einen ganz in blau gehaltenen Saal mit “Tapeten” aus dünnen Stahlblättchen. Aus dem “Blauen Wunder” hinausgetreten schaut man auf den Trausaal, in dem an diesem Tag 22 (!) Hochzeiten statfinden sollten. Auf dem Weg in den Sitzungssaal des Stadtparlaments müssen wir durch einige ungewönlich dicke Türen, die unserer Rosina nicht ganz geheuer sind. Auch der Sitzungssaal ist sehr beeindruckend. Wir blicken wieder in blau verglaste Fenster und in das Konterfei von Francois Hollande. Nachdem wir noch an einigen Hochzeitsgesellschaften vorbeikommen, erzählt uns unsere Führerin noch weitere erstaunliche Dinge. Hätte der geneigte Leser gewusst, dass Montpellier jeden Monat um ca. 1000 Einwohner anwächst, dass die Mehrzahl der Einwanderer marokkanischer Herkunft ist und das die Oberbürgermeisterin einen eigenen Aufzug in diesem Prachtbau besitzt? Einigermaßen überwältigt von den Eindrücken, aber auch etwas müde und durstig, schließen sich Till und ich der Rugby-Gruppe des SC Neuenheim um Martina zu der nächsten “Besichtigung” an. Wir fahren mit der Straßenbahn wieder Richtung Zentrum und gehen in eine Sportbar, die von der “Nr. 10” des Profi-Rugbyclubs von Montpellier betrieben wird. Die Nr. 10 war zwar nicht anwesend, dafür spendiert uns Philip vom Rugby-Club Montpellier Nord eine Runde Bier und wir schauen das Rugby-Halbfinale zwischen Clermont Ferrand und Chartres an. Leider können wir nur die erste Halbzeit genießen, da um 17.30 Uhr schon wieder die Eröffnungszeremonie auf dem Place de la Comédie ansteht. Ich bin mit Till pünktlich dort – im Gegensatz zu unseren Kindern, den Gasteltern und Loic. Dafür stürmt mir gleich Mina entgegen, zusammen mit ihrem Sohn Sami und dessen Kumpel Khalifa, und deckt mich mit Küsschen ein,  Zur Erläuterung: Mina ist eine Mutter, die im vergangenen Jahr als Begleiterin von Jocelyne, der Verantwortlichen unseres früheren Partnervereins St. Martin Gazelec, zusammen mit ihren drei Kindern in Heidelberg war. Sie hatte in der Zeitung von der Eröffnungszeremonie gelesen, wollte uns unbedingt sehen und hat und dann prompt für Dienstag zum Abendessen eingeladen. Da war ich nun richtig platt! Nicht im Geringsten hätte ich damit gerechnet, Mina irgendwann nochmal wieder zu sehen, geschweige denn, von ihr zum Essen eingeladen zu werden. Während sich Mina gleich mit einigen Gasteltern unterhält, erkundige ich mich erstmal nach dem Wohlbefinden unserer Jugendlichen. Anscheinend gefällt es allen, von einigen Anfangsschwierigkeiten – allein in einer fremden Familie usw. – mal abgesehen. Irgendwann kann ich mich dann doch noch den Darbietungen auf der Bühne widmen, obwohl sie mich auch nicht so richtig umhauen vor Begeisterung. Anschließend gibt es Chips, Oliven und Wein auf einem neben der Bühne aufgebauten Tisch. Doch ein langes Verweilen war nicht angesagt, stand jetzt doch noch der Höhepunkt des Tages an, das Champions-League-Finale zwischen Bayern und Dortmund. Wir fahren zu Loic in die Wohnung, wo wir auch unsere Kinder und die Gasteltern wiedertreffen. Zusätzlich sind noch einige Trainer des ASPTT sowie der Trésorier des Vereins vor Ort. Wir essen Pizza, trinken Cola (Kinder) oder Bier (Till und ich), während sich die Franzosen mehrheitlich über unseren mitgebrachten deutschen Riesling hermachen. Der überwiegende Teil der Franzosen tendiert für Dortmund, was mich etwas erstaunt, da bekanntlich der Franzose Ribéry bei den Bayern spielt. Seltsamerweise gibt es in der Runde auch kaum Fans der Erstligamannschaft HSC Montpellier, die im vergangenen Jahr französischer Meister wurde. Die Meisten sind für Marseille, einige für Lyon und Paris St. Germain. In der Halbzeit genießen wir den Blick von Loic’s Balkon auf den Lez und auf das im Blickfeld rechts gelegene neue Rathaus. Die zweite Halbzeit ist dann sehr aufregend und am Ende ist es wie immer: Die Bayern haben gewonnen. Gegen Mitternacht geht dann ein ereignisreicher Tag zu Ende.

 

Der Sonntag empfängt uns mit strahlend blauem Himmel. Wie passend, denn heute steht der sogenannte Familientag am Strand auf dem Programm. Gegen 11.00 Uhr erreichen wir Palavas und breiten am Strand unsere Handtücher aus. Der erste Kontakt mit dem Wasser geht nicht über die Füße hinaus: 15 Grad Celsius! Die Mädchen gehen zunächst mit Loic Fußball spielen und trauen sich anschließend dann doch teilweise ins Meer. Meine Wenigkeit schafft es bis zur Hüfte, dann frieren mir schon die Füße ein und ich verlasse das Wasser. Obwohl uns ein kühler Wind am Strand umgibt, herrscht große Sonnenbrandgefahr. Ich überwache persönlich das Eincremen und stifte hierzu auch noch meine 30-er Sonnenmilch als Zugabe. Gegen Mittag machen wir ein schönes Picknick mit Salaten, Baguette usw. Am Nachmittag ist in Palavas die Hölle los. Die “Fete de Nautisme” lockt viele Einheimische und Touristen an. Gegen 17.00 Uhr ist der Strandtag zu Ende. Die Kinder gehen in ihre Gastfamilien und wir fahren wieder nach Prades le Lez. Das wiederum von Nadine vorzüglich bereitete Abendessen, bestehend aus Salat, Koteletts, Mini-Frites, Käse, Obstsalat, Eis und Kaffee, nehmen wir an diesem wunderschönen Abend im Freien ein. Nach wir alle ziemlich müde und kaputt sind und Nicholas und Jerome morgen in die Schule müssen, gehen wir schon kurz nach 22.00 Uhr ins Bett.

Montag, 27.05.: Ich stehe um 6.45 Uhr völlig gerädert auf. In der Nacht habe ich ziemliche Halsschmerzen bekommen und daher auch ganz schlecht geschlafen. Gegen 8.00 Uhr machen wir uns auf zum Treffpunkt am Parkplatz vor dem Schloss Grammont. Annemarie hat einen sauberen Sonnenbrand in den Kniekehlen bekommen. Diese Stelle haben wir wohl gestern alle vergessen einzucremen. Wir fahren nach Cap d’Agde und machen dort eine Bootsfahrt. Es ist etwas windig und wackelig aber schon deswegen sehr angenehm, dass man nicht dauernd auf die Jugendlichen schauen muss. Wir halten an einer kleinen ehemaligen Sträflingsinsel und schauen “sous marine” unter Deck nach Meeresgetier und anderen Seeungeheuern. Leider ist außer viel aufgewirbeltem Wasser und einigen wenigen kleinen Fischen nichts zu sehen. Nach ca. einer Stunde ist die Bootsfahrt zu Ende. Wir fahren mit dem Bus nach Besiles, um im dortigen Park die berühmte “Makkaronade” als Mittagessen einzunehmen. Dabei handelt es sich um eine Riesenpfanne mit Makkaroni und Fleischbeilagen, sehr schmackhaft übrigens. Für die Erwachsenen gibt es gleich drei Sorten Wein (rot, rosé, weiß), während sich die Kinder mit Trinkwasser aus dem Hahn begnügen müssen. Dennoch haben die Jugendlichen viel Spaß und spielen nach dem Essen mit Loic Fußball gegen eine Mannschaft von Francois aus der Fahrradgruppe. Natürlich gewinnen, wie sich das gehört, die Fußballer. Die nachmittägliche Besichtigung einer bekannten Keksfabrik in Balaruc entpuppt sich zu einer besseren Verkaufsveranstaltung. und gegen 17.30 Uhr sind wir wieder in Grammont. Nach dem ich mich auf der Heimfahrt mit Halsweh- und Grippetabletten eingedeckt habe, zeigt uns Michael in Prades le Lez seinen Gemüsegarten. Anschließend essen wir wieder alle zusammen bei der Belle-Mère. Nach dem obligatorischen Pastis gibt es als Vorspeise Eier mit Mayonaise und Tomaten mit Thunfisch, anschließend Hähnchenschlegel, dann ein mir bisher unbekanntes Erbsengericht mit Speck und wieder den üblichen Käse, Dessert und Kaffee. Anbetracht des folgenden Tages sind wir auch heute vor 23.00 Uhr und wie immer gut gesättigt im Bett.

Am Dienstag morgen wirft uns der Wecker wieder um 6.45 Uhr aus dem Bett. Diese Nacht habe ich gut geschlafen, die Grippetabletten scheinen zu wirken. Heute steht ein Tag am Strand mit Allen in Palavas auf dem Programm. Um 8.30 Uhr stehen wir dann bei ca. 15 Grad und Regen auf dem Busparkplatz – was nun?  Tina vom Cofsec führt Dauergespräche per Handy, um eine eventuelle Planänderung zu organisieren. Annemarie hat immer noch Sonnenbrand, fühlt sich aber zusammen mit Laura in der Gastfamilie sehr wohl. Chantal überrascht mich, in dem sie fließend auf Französisch bis 20 zählen kann und auch Dilara scheint sich inzwischen gut in die Gastfamilie integriet zu haben. Wir fahren trotz des schlechten Wetters nach Palavas und gehen etwas am Strand und im Ort spazieren. Ein paar Unentwegte der Fahrradgruppe gehen trotzdem ins Meer – Hut ab davor! Chantal kauft schon zum zweiten Mal Schuhe und hat nun kein Taschengeld mehr. Wir Erwachsenen wärmen und bei einem Kaffee auf und kurz vor der Abfahrt zum Mittagessen wird tatsächlich das Wetter besser. Wir machen unter Steffens Anleitung Gruppenfotos in der Sonne. Dann geht es mit dem Bus zum Mittagessen nach Jacou zum dortigen Rugby-Club. Dort erwartet uns ein modernes Sportgelände mit schöner Clubhausterrasse. Doch nachdem wir die letzten Bissen der uns heute angebotenen Paella verschlungen haben, fängt es schon wieder an zu regnen. Das Eis zum Dessert und den Kaffee nehmen wir im Clubhaus ein. Das geänderte Nachmittagsprogramm führt uns sodann in das 1 1/2 Stunden entferte Uzès und zwar in das dortige Haribo-Museum. Haribo, ist das nicht etwas Deutsches? Doch! Aber aus irgendeinem Grund, den uns auch Tina vom Cofsec nicht nennen kann, gibt es in einem kleinen Städtchen in Südfrankreich eben ein Haribo-Museum. Der Rundgang, der uns über die Geschichte und Herstellung von Gummibärchen und anderen leckeren Produkten informiert, erfreut Groß und Klein. Für die Kinder gibt es Spiele zum Ertasten und Riechen und mit einem Chip kann man sich kleine Haribo-Tüten verpacken lassen. Dieses Museum hat mich als altem Gummibärchen-Fan absolut begeistert. Am Ausgang gibt es dann einen Mega-Shop, in dem man alle erdenkliche Haribo-Produkte aus dem In- und Ausland erwerben kann. Die Rückfahrt nach Montpellier erfolgt angesichts der vielen vollen Haribo-Bäuche ruhig. Gegen 18.15 Uhr kommen wir wieder in Grammont an. Dann heißt es schnell nach Prades le Lez, duschen, umziehen und weiter nach Juvignac, ein westlicher Vorort von Montpellier, denn dort hat Mina um 20.00 Uhr zum Cous-Cous geladen. Bald biegen sich dort die Tische vor lauter Köstlichkeiten. Es gibt zum Cous-Cous verschiedene Arten von Fleisch sowie Gemüse und alles schmeckt sehr lecker. Mina hat sich ordentlich ins Zeug gelegt, denn sie muss an diesem Abend 8 Erwachsene und 8 Kinder satt kriegen. Anschließend gibt es noch Mousse au Chocolat und frische Früchte und mit vollem Bauch fahren wir ca. 23.30 Uhr nach Hause.

Kinder, wie schnell die Zeit vergeht. Heute ist schon Mittwoch und damit unser letzter Tag in Montpellier. Die Mädchen sind heute mit den französischen Jugendlichen in der Schule und Till und Kichen können bis um 9.00 Uhr schlafen. Nach dem Frühstück fährt uns die Belle-Mère wieder in die Stadt und kommentiert wie jeden Tag mit einem riesigen Wortschwall den Verkehr und die unfähigen anderen Autofahrer. Till und ich machen noch einen Stadtbummel und einige Einkäufe. Das Wetter scheint sich etwas zu bessern, aber den Café vor der Comedie muss man leider immer noch unter den Heizstrahlern einnehmen. Doch immerhin habe ich meine Erkältung einigermaßen überwunden. Gegen Mittag fahren wir zum Clubgelände des ASPTT. Dort erwartet und eine Grillade mit Mergues. Wir schauen dem Training der Kinder zu und staunen über das riesige Gelände mit sechs Sportplätzen. Die Mädchen erzählen uns, dass es recht interessant in der Schule war. Zwei davon waren auch in einer Deutschstunde, in der sie begehrte Interviewpartner waren. Sie wurden als Übung von den französischen Kindern auf Deutsch befragt. Um 16.00 Uhr trainiert dann auch die Mädchenmannschaft von Loic und auch unsere Mädels sind eifrig bei der Sache. Geduscht wird dann im Clubaus, denn um 18.45 Uhr beginnt schon die große Abschlussparty im ehemaligen Rathaus. Dort erfahre ich erstmals vom Ereignis des Tages: Ein Junge aus der Rugby-Gruppe musste plötzlich in Krankenhaus – eine recht aufregende Geschichte mit gutem Ende. Während ich froh bin, dass es dem Jungen wieder gut geht und so etwas bei uns nicht passiert ist, trocknet langsam meine Kehle aus. Leider dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis Wasser und Wein auf den Tischen verteilt wird. Durch die Getränke gestärt, verfolgen wir die Reden von Serge und Steffen, die leider aufgrund einer ganz miesen Akustik fast gar nicht zu verstehen sind. Ich übergebe je einen HSC-Schal an Loic und Michael und begrüße auch die Gasteltern und Catherine, die Präsidentin des ASPTT. Auch Jocelyne, die inzwischen für das Cofsec tätig ist, ist zusammen mit Christian, ihrem Ehemann heute abend hier, was mich außerordentlich freut. Wir genießen einen Vorspeisenteller mit Gazpacho, Champigonterrine, kleinen Quiches und Salat. Anschließend gibt es Rindergulasch mit Reis und zum Schluss noch Creme brulée, Kuchen und Kaffee. Der Abend wird etwas getrübt durch zwei unserer vierzehnjährigen Mädchen, die es nicht lassen können, den Weißwein und seine Auswirkungen auf den menschlichen Körper zu testen. Auf der Tanzfläche ist die Stimmung allerdings riesig; sogar die fast 80-jährige Maria Hamann schwingt locke ihr Tanzbein zu Disco-Rhythmen. Leider müssen wir um schon um 23.30 Uhr schon aufbrechen, als die Stimmung gerade ihren Höhepunkt erreicht.

 

Donnerstag, 30.05., 5.30 Uhr: Ich verfluche den Wecker. Schnell duschen, fertig packen, eine Tasse Kaffee trinken, Proviant für die Fahrt entgegennehmen, sich für die Geschenke bedanken und ab geht es wieder zu unserem Busparkplatz in Grammont. Dort machen wir die letzten Fotos, verabschieden uns mit nassen Augen auf bald und verlassen Montpellier im Sonnenschein. Auf der Rückfahrt passiert nichts Aufregendes mehr und gegen 19.30 Uhr sind wir dann wieder in Heidelberg, wo wir mit großem Hallo am Messplatz empfangen werden. Damit gehen ereignisreiche, intensive und trotz des nicht so guten Wetters superschöne Tage in Frankreich zu Ende – Vive le jumelage!