14 Jugendliche aus Heidelberg besuchen mit einem Austausch des Stadtjugendrings die israelische Partnerstadt Rehovot.

Das Austauschprogramm des Stadtjugendring Heidelberg läuft auf vollen Touren: Während das traditonelle Treffen der jungen Musiker derzeit seinen 50. Geburtstag feiert und aus Kumamoto eine Jugenddelegation in diesen Tagen in Heidelberg zu Gast sein wird, besucht eine kleine, aber feine Abordnung unserer Stadt die israelische Partnerstadt Rehovot. 14 Jugendliche genießen eine kaum zu übertreffende Gastfreundlichkeit in Rehovoter Familien und erfahren vieles, was ein normaler Tourist kaum mitbekommen kann. So haben die jungen Heidelberger bereits zwei Schabbat-Tage im Kreise der Familien verbracht, haben dabei den Friedensgruß des Familienvaters gehört, den traditionellen Schluck Wein getrunken und dann das gemeinsame – meist überreichliche – Essen genossen.

Neben dem Familienleben wird der Heidelberger Abordnung ein reichhaltiges Programm, in dessen Verlauf die Jugendlichen viel über das Land erfahren. In Rehovot selbst sind als herausragende Punkte das Ayalon Institute und das Minkoff Grove Citrus Museum zu nennen. In letzterem wird die lange Tradition des Anbaus von Zitrusfrüchten dargestellt, die noch vor wenigen Jahrzehnten ein wichtiges Ausfuhrprodukt Israels waren. Rund um Rehovot gab es besonders viele Zitrusplantagen, deren Produkte dann über Jaffa nach Europa verschifft wurden.

Im Ayalon Institute wird ein interessantes Geheimnis aus den Jahren der Entstehung des jungen Staates dokumentiert: Acht Meter unter einer scheinbar harmlosen Wäscherei produzierte die Hagana – die wichtigste jüdische Untergrundarmee, der auch der spätere Staatsgründer Ben Gurion angehörte – Munition für den Kampf gegen die britische Besatzungsarmee.

Bei einer Fahrt in den Norden Israels kamen die jungen Heidelberger auf den Golanhöhen in Kontakt mit der politisch so brisanten Nahost-Situation. In diesem Gebiet, das Israel im Sechs-Tage-Krieg (vorläufig?) annektiert hat, reicht der Blick über das verlassene Kuneitra fast bis Damaskus. Vom Krisengebiet ging es dann zu christlichen Stätten. In Kapernaum und Tabgha kam man mit den ersten Ursprüngen des damals noch kaum geborenen Glaubens in Kontakt. Das Bad im See Genezareth rundete einen eindrucksvollen Tag ab.

Zum Jerusalembesuch gehört ganz zweifellos der Gang nach Yad Vashem. Fast drei Stunden wurden die schrecklichen Verbrechen der Nazis in ihren Ursachen und Ablauf in einer eindringlichen Führung, die manche Erschütterung auslöste, dargestellt. Es blieb aber auch Zeit für einen Rundgang durch die Stadt, natürlich auch zur Klagemauer und zur Grabeskirche.

Eine besondere Erfahrung machten die Jugendlichen bei einer Zwei-Tages-Tour, die zunächst zu einem Wüstencamp von Beduinen mitten in der Wüste führte. Dort wurde die Lebensweise dieses teilweise immer noch nomadisch lebenden Volkes vorgeführt, ein Kamelausritt war eine besondere Zugabe wie die gemeinsame Übernachtung im großen Zelt. Ein Herzstück jüdisch-israelisch Existenz symbolisiert die Festung Masada am Toten Meer, die vor Sonnenaufgang bestiegen wurde. Es folgte ein Bad im Toten Meer, das durch seine Lage mit über 400 m unter dem Meeresspiegel und seinem extremen Salzgehalt (33 %) einige Rekorde hält.

Ein Besuch in Tel Aviv, ein Wochenende in den Familien mit sicherlich besonderen Angeboten, ein Besuch im berühmten Weizmann-Istitut und ein Empfang bei Bürgermeister Rachamim Malul werden das Programm beschließen, das dann endgültig am Montag Abend in einem Abschlussfest ausklingen wird. Am Dienstag steht der Rückflug an.

Otto Knüpfer